FATAN –
eine große Liebe unter einem grausamen Regime.
Wie hat es so weit mit dem Iran kommen können? – das schilderte mir die 17-jährige Fattaneh Mâllaha. 1987 war sie nach Deutschland geflohen, musste aber bald wieder zurückkehren, um ihren Verlobten aus dem grausamsten Staatsgefängnis des Orients zu befreien: Evin.
Ein authentisches Abenteuer wie aus Tausendundeine Nacht. Die Pracht der Moscheen, die melancholische Heiterkeit der Iraner, die Schönheit des Menschenschlags und eine Natur zwischen Alborzgebirge und Kaspischem Meer, wie von Gott geküsst, im Kontrast zu einer radikalen Geistlichkeit, die alles zerstört. Wer nie in einer Wüste war, ahnt nicht einmal: am Rand zum Tod vertieft sich euer Leben – all das erlebt man nicht nur im Iran, sondern auch hochkonzentriert in diesem Roman.
Wir lernen den Islam „von innen her“ kennen. Fatans Innigkeit führt wie ein unterirdischer Strom zu einem Leseerlebnis, das stärker als ein Film sein kann. Denn„Islam“ bedeutet wörtlich „Hingabe“. Und das ist der Roman.
Ab sofort als Taschenbuch, Hardcover, Großschrift und E-Paper erhältlich.
HEINZ-DIETER HERBIG
FATAN … eine große Liebe unter einem grausamen Regime …
PREISE und ISBN:
Taschenbuch: 14,80 € | 978-3-347-97883-6
Hardcover: 24,50 € | 978-3-347-97884-3
E-Book: 3,99 € | 978-3-347-97885-0
Großschrift: 24,00 € | 978-3-347-97886-7
LESEPROBE
Kurz nach ihrer Flucht suchte Fatan den deutschen Rechtsanwalt Dr. Robert Schermer auf. Ihre Geschichte sollte sein ganzes Leben verändern.
5.
(…)
„Wussten Sie, dass Ayatollah Chomeini die Musik verboten hat? Alle Cafés und Restaurants sind geschlossen, alle Frauen aus den Schulen, Unis und führenden Berufen gejagt und verschleiert. Was ist Gott für ein Gott, wenn er die Schönheit nicht mehr liebt? Ich werde Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen und dabei so ehrlich sein, wie ich noch nie in meinem Leben war. Sitzen Sie bequem? Haben Sie genügend Zigaretten im Haus? Brauchen Sie Bier, Kaffee, Whisky, Wein und womit ihr Ungläubigen sonst noch die Leere in eurem Herzen betäubt?“
„Alles da! Erzählen Sie!“
(…)
„Ich war erst zwölf Jahre alt, aber total, total, total in ihn verknallt. Wenn ich den Kinderkoran aufschlug, sah ich Alis Lächeln zwischen den Zeilen. Und wenn ich abwusch, nickte mir Ali aus dem Abwaschwasser entgegen. Im Fernsehen sah ich lauter Alis. Ali war Ali, der Lieblingsvetter und Schwiegersohn des Propheten, geworden. Ali wurde alles. Ich schlug den Koran willkürlich auf. ‚Was soll ich tun, Allah?’ – und lese in der 55. »Sura vom Allerbarmen«: ‚Willst du die Wohltaten deines Herrn verleugnen?’ Oh, mein Gott: Ali war meine Wohltat! Ali war mein ganzes Leben. Mehr war mir noch nie gegeben worden. Ich musste Ali warnen!“
„Vor Ihrem Vater …“
„Vor der SAVAK! Nachts bin ich im Tschador aus dem Haus geschlichen. Die Straßen Teherans waren zu dieser Zeit schon ziemlich unsicher. Revolution! hieß es überall. Nieder mit dem Shâh! Man hörte immer wieder Gewehrschüsse. Und die SAVAK war überall. Ich wusste, wo Ali wohnte. In der Firdusi-Avenue, nicht weit von der Britischen Botschaft entfernt, in einem edlen, alten Haus noch aus der ersten Reza-Pahlevi-Dynastie. Er machte die Tür auf. Und da hätten Sie sein Gesicht sehen sollen!
‚Was machst du denn hier?’
‚Dich warnen, Ali! Mein Vater …’
Aber er legte nur seinen Zeigefinger auf meine Lippen und zog mich ins Haus. Offenbar wusste er schon alles.
‚Und du hast dein Leben riskiert, nur um mich …?’
Er streichelte meine Wangen. Verstehen Sie? Sowas hatte ich noch nie gespürt. Mein ganzer Körper war in Aufruhr. Ich wollte – verstehen Sie: in der Keuschheit eines wohlerzogenen Mädchens, das den Kinderkoran auswendig kannte –, dass er mir die Kleider runterreißt. Ich wollte sterben oder leben oder alles zugleich in seinen Armen. Ich wollte, dass er in die intimsten Zonen meines Lebens eindringt und dort platzt. Ich wollte eins mit ihm werden. Ich küsste seine Hände wie die Hände meines Wohltäters. Gott kann solche Gefühle nicht verbieten. Weil sie selber göttlich sind. Wir waren wie zwei Kinder auf seiner Matratze. Er in mir. Ich bei ihm. Und er gehörte mir, mir, mir ganz alleine.“
Sie sah ihn prüfend an. Auch dieser Teil der weiblichen Wahrheit schien ihn nicht weiter zu beunruhigen. Also weiter!
„Da brach die Tür auf. Sechs Männer umstellten unsere Matratze. Sie zerrten uns heraus – ’Dast-awiz! Dast-awiz!’. Stellen Sie sich vor: Ich nackt vor sechs fremden Kerlen! Die SAVAK! Oh, ich lernte ihn hassen, unseren geliebten Shâh! Ich begriff, wogegen Revolution gemacht werden musste. Nieder mit der SAVAK! Nieder mit der Erlaubnis, in fremde Wohnungen eindringen zu dürfen! Sie schleppten uns in eine Geheimdienststelle, die bei uns auch râr genannt wird, Hölle.“